Markus Gull

Hast du eine umgedrehte „Bucket List”?

Hast du bereits deine aktuelle Liste mit den Neujahrsvorsätzen zusammengestellt, die dann ab spätestens Februar im Altpapier landet?

Ja, unsere Neujahrsvorsätze! Lauter kleine Geschichten, die wir uns Jahr für Jahr selbst erzählen. Im nächsten Jahr werde ich dieses und jenes tun, das endlich angehen, dies verwirklichen, jenes beginnen. Aus den allermeisten dieser Vorhaben wird nichts. Das kennen wir alle.

Viele von uns haben dazu noch eine so genannte Löffel-Liste, also die berühmte Bucket List. Auf der steht fein säuberlich geschrieben, was man doch wenigstens einmal im Leben erleben, unbedingt noch machen möchte, bevor man den Löffel abgibt. Aus den allermeisten dieser Vorhaben wird ebenfalls nichts. Auch das kennen wir alle.

Und dann fühlen wir uns schlecht, weil wir … hm … was sind? Schwach, blöd, willensschwach? Totalversager?

Auch wenn das durchaus so aussehen mag, ich glaube ganz und gar nicht, dass das wahr ist. Denn hinter den Umständen nicht verwirklichter Vorhaben arbeitet ein tückischer Mechanismus, den man schlichtweg nicht abstellen kann. Aber man kann ihn verstehen, damit umgehen und sogar aushebeln. Zwei Schatzkästchen voller Erkenntnis und Werkzeugen dafür findest du auf den Webseiten von James Clear und Steven Pressfield.

Warum das zu verstehen wichtig ist? Ganz einfach: wenn du deine Story in die Wirklichkeit bringen willst, also deine Aufgabe erfüllen und damit ein erfülltes Leben führen willst, dann folgt das nicht dem Prinzip Zufall, das wenige auserwählt, sondern genau jenen Schritten, die wir setzen. So oder so. Egal ob für dich selbst, dein Team, dein Unternehmen oder deine Marke.

Wenn du erst am Anfang deiner Verwandlungsreise stehst und dabei bist, deine Story zu finden, gilt das erst recht.

Dass dir am Weg dorthin verführerische Ablenkungen in Hülle & Fülle auflauern, das weiß jeder von uns, und das erlebte auch Odysseus auf seiner Irrfahrt. Odysseus wurde der Listenreiche genannt. Bei allen Listen, die er ersann: dass eine Bucket List dabei war, wurde nicht überliefert. Homer behauptet bis zum heutigen Tag strikt: „War so!”

Wir sind zwar keine Helden aus griechischen Epen, dennoch dürfen wir listig sein. Schon überhaupt, weil wir ähnlich dem König von Ithaka nicht nur zehn Jahre, sondern lebenslang das tun, was Robert Musil so treffend beschrieb: „Wir irren vorwärts!” Deshalb hier meine List für 2023 und überhaupt: Die umgedrehte Bucket List. Auf der steht alles, was ich nicht mehr tun werde.

Diesmal umgekehrt.

Damit befolge ich einen meiner liebsten Kreativ-Tipps, der in verblüffender Häufigkeit funktioniert. Er lautet: „Versuche mal das Gegenteil von dem, was du bisher getan hast.”

Listig, oder?

Ganz oben auf dieser meiner umgedrehten Löffel-Liste der gestrichenen Aktivitäten stehen die zahlreichen Ablenkungen, denen ich mich allzu oft hingebe. Zum Beispiel die News-Flut, oder wiederkehrende Social Media-Attacken. Interessieren tut mich ja alles.

Oder: Angelegenheiten, die als dringend an mich herangetragen werden, tatsächlich aber weder dringend und in den allermeisten Fällen alles andere als wichtig sind. Sie sind einfach nur da und grell und laut.

Auf die „Mache ich nicht mehr”-Liste kommt die Zusage auf Einladungen „zu einem Austausch bei einem Kaffee”. Das Ergebnis dieser Austauscherei ist nämlich in knapp 100 Prozent der Fälle, dass der Austausch recht einseitig erfolgt. Die Fragen meiner Gesprächspartner werden gegen Antworten von mir getauscht. Mit anderen Worten: Ich liefere ein bis zwei Stunden Beratungsleistung gratis und bezahle danach den Kaffee für alle.

Das besonders Frustrierende dabei ist, dass Personen, die so genanntes Networking und Brain-Picking betreiben, in Tat und Wahrheit auf der Suche nach einfachen, schnellen Lösungen für ihre komplexen Aufgabenstellung sind, und mit dem, was sie bei einem Austausch mit mir bekommen, sowieso nichts anfangen können, weil es bekanntlich für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung gibt, die nicht funktioniert und nicht ich für derlei einfache Lösungen zuständig bin, sondern ein Exorzist. Sämtliche in diesen Austausch investierte Lebenszeit aller Vernetworkten ist also feierlich vernichtet, anstatt dass ich in dieser Zeit meine Aufgabe erfüllt hätte.

Zu meinen Aufgaben gehört ganz zuvorderst, dass ich mit meinem New Story-Mentoring Menschen dabei begleite, ihre New Story zu finden. Also jene, die für sich selbst, ihr Unternehmen, ihr Team, ihre Marke oder sonst ein Vorhaben auf der Suche sind. Sie suchen nach dem tieferen Sinn, nach ihrer Aufgabe, ihrem Purpose, ihrem Anliegen, ihrem Meaning, ihrem Why – nenne es, wie du willst. Ich nenne es: sie sind am Weg zu ihrer inneren Story, und ich kann diese besonderen Menschen als Mentor ein gutes Stück dorthin unterstützend begleiten, falls ich nicht gerade in einem Kaffeehaus ein schlechtes Austausch-Geschäft abwickle. Also: raus mit der umgekehrten Bucket List.

Oh ja, diese besonderen Menschen gibt es. Nicht sehr viele, aber ihre Zahl wächst und wächst. Es sind Menschen, die verstehen, dass wir nicht ohne Grund da sind und diesen Grund verstehen wollen – ihren Grund.

Bild statt nur Rahmen.

Solche Menschen erkennt man daran, dass sie sich ernsthaft mit ihren Fragen und möglichen Antworten beschäftigen, in die Tiefe gehen, Substanz aufbauen und nicht an der Oberfläche herumwischen. Sie skizzieren ein Bild, verfeinern es, füllen es mit prächtigen Farben und dann kraftvoll mit Leben. Der Rahmen kommt erst danach, er ersetzt das Bild nicht. Nicht mal, wenn er von André Heller gebastelt wird.

Wären diese besonderen Menschen Bauern, würden sie nicht die Pflanze für die nächste profitable Ernte düngen, sondern Humus aufbauen, damit dem Leben gedient wird und die Menschen genährt sind.

Solche Menschen erkennt man rasch daran, dass sie ihre Zeit und ja: auch ihr Geld investieren. Zuerst allerdings ihre Zeit, denn die ist selbst für Genies unwiederbringlich, mehr Geld kann hingegen jeder Depp verdienen, was viele auch – ausschließlich – tun. Darüber mangelt es dank News-Streams und Social Media-Feeds nicht an einschlägiger Information.

Erreichen oder erfüllen?

Eines der Tools, das wir im New Story-Mentoring einsetzen, ist eben Die umgedrehte Bucket List, die auch als Un-Learning-Werkzeug allerbeste Dienste leistet. Altes Denken – also alte Glaubenssätze, die berühmten Mini-Storys, die wir einander und uns selbst seit Generationen weitererzählen und fataler Weise auch glauben – verwandeln wir damit in eine Neue Geschichte.

Eine dieser alten Geschichten ist jene über das „Lebensziel Erfolg & Selbstverwirklichung”. Diese Geschichte ist so ziemlich die wirkungsvollste Gebrauchsanweisung fürs Gift des ungelebten Lebens. Denn, um einmal mehr beim Dalai Lama zu borgen: „Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend liebende Friedensstifter, Heiler, Erneuerer und Geschichtenerzähler aller Art.” Das war meiner Meinung nach niemals anders, allerdings hat die Geschichte von „Lebensziel Erfolg & Selbstverwirklichung” durch ihre verführerische Effizienz, stets mehr zu erzeugen und endloses Wachstum zu versprechen, uns den Blick verstellt. Denn auch wenn’s sich möglicherweise anders darstellt, wenn du genau hinsiehst, erkennst du: Menschen, Teams und Unternehmen, die stabil im Leben stehen, übertreffen keine Quartalsziele, erreichen kein Umsatzplus oder Marktanteilsgewinne oder machen gar Karriere, sie erfüllen eine Aufgabe. Alles andere ist das Ergebnis davon. Das gilt universell, egal ob du Jane Goodall heißt oder Steve Jobs, oder so wie du.

Diese Aufgabe zu finden ist der Beginn einer erfüllenden neuen Geschichte für diese besonderen Menschen, die das tun. Geht’s dir grad so? Stehst du am Aufbruch zu deiner Heldenreise, deiner New Story? Es wäre mir eine Freude und eine Ehre, dich dabei als Mentor zu begleiten, wenn du spürst, dass dir genau das fehlt.

Markus Gull hält Logo New Story Academy in der Hand

Aktuell mache ich das mit und für Christian, Christian, Mario und Guido, und es sind bald wieder ein paar der wenigen Plätze in meinem One-on-One-Programm frei, nicht nur für Knaben, wohl gemerkt. Sie werden nach dem unerschütterlichen „Wer zuerst kommt“-Naturgesetz vergeben. Wenn du dabei sein willst, antworte einfach auf diesen Newsletter. Ich schick dir dann persönlich das Curriculum zu. Hier erfährst du gleich jetzt ein wenig mehr.

Greif zur List(e).

Wenn du umgehend etwas tun, also den Jahreswechsel so richtig nützen willst, dann nimm dir ein (großes) Blatt Papier, einen Bleistift und ausreichend Zeit. Oben aufs Blatt schreibst du: „Was ich ab sofort nicht mehr mache.” Darunter kommt deine Liste all dessen, was du ab sofort nicht mehr machst und ganz unten setzt du das Datum und deine Unterschrift. Damit hast du einen Vertrag mit dir selbst abgeschlossen.

Als Anregung ein paar Impulse für Dinge, die wir ab sofort auslassen:

  • Energieräuber treffen
  • mich an Klatsch & Tratsch beteiligen
  • durch News-Streams scrollen
  • zu wenig schlafen
  • mit Vergangenem hadern
  • das Haus ohne Buch verlassen
  • unreflektiert Erwartungen anderer erfüllen
  • „Ja” sagen, obwohl wir „nein” meinen.

„Ja” sagen, obwohl wir „nein” meinen – wenn du deine Story ins Leben bringen willst, also: wenn du deine Aufgabe erfüllen willst, dann musst du ein ganz klares „Ja” zu dieser Aufgabe sagen. Das kannst du nur, wenn du zu vielem anderen genauso klar „nein” sagst. Nämlich zu allem, was dich davon ablenkt. Auf deiner umgedrehten Bucket List steht all das bereits fein säuberlich zusammengefasst. Ich habe mir zusätzlich noch etwas hinter meine Ohren geschrieben: Wenn ich nicht mit freudigem Glockenton „Hurra, ja!!!” sagen kann, sage ich „Nein!!!” So einfach ist das (und manchmal dennoch ein bissel schwer.)

Menschen, die ihre Aufgabe kennen, erkennt man auch an ihrem klaren Ja und Nein. „Vielleicht” ist das Nein der Feiglinge, „irgendwann” ihr Nie.

Übrigens: die Jedi-Meister der umgedrehten Bucket List schreiben neben jedem „Mach ich nicht” ein „Mach ich stattdessen” auf. Das bringt sie nämlich ins echte, wertvolle Wachstum: über sich hinaus.

Jedi-Meister mit einem mutigen Ja zur eigenen Aufgabe, das wäre doch etwas fürs neue Jahr, oder? Das gute an diesem neuen Jahr ist: es fängt nicht am 1. Januar an, sondern jetzt. Und immer wieder jetzt.

In diesem Sinne wünsche ich dir das Allerbeste für dein inspiriertes neues Jahr, wann immer es beginnt. Ein Jahr voll erfüllter und also erfüllender Aufgaben und dann jede Menge verdienten üblichen Erfolg (aka Profit) als Ergebnis deines Tuns. Das wäre ganz alltagspraktisch das, was meine Großmutter, die listige alte Story Dudette, seinerzeit Odysseus beim Basteln des trojanischen Pferdes ganz oben auf seine Material-Liste schrieb: „Νέα ιστορία. ΝέαΔόξα – New Story. New Glory.”

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